Linden-Süd

Der Stadtteil Linden-Süd liegt im Südwesten Hannovers und bildet ein eigenes Quartier im dreigeteilten Linden.

Der Stadtteil Linden-Süd liegt citynah und ist gut angebunden an den Öffentlichen Nahverkehr. Mit der langen Wasserseite an der Ihme und dem Lindener Berg bietet er Naherholung im Grünen. Durch die Sanierung bis in die 1980er Jahre hinein ist die Wohn- und Lebensqualität gestiegen, bei bezahlbaren Mietpreisen. Der Stadtteil Linden-Süd ist attraktiv, lebendig, vielsprachig und bunt.

Das Quartier muss sich allerdings auch mit vielfältigen Problemen auseinandersetzen: Ein im Stadtvergleich überdurchschnittlich hoher Anteil der Bevölkerung ist abhängig von Transferleistungen. Das führt dazu, dass viele Kinder und Jugendliche von Armut betroffen sind. Ein weiteres Problem ist die mangelnde Sprachbildung vieler Kinder – mit und ohne Migrationshintergrund.

Diese und andere Probleme werden im Stadtteil angepackt: Es gibt ein dichtes Netzwerk von interessierten BürgerInnen sowie Einrichtungen, Geschäftsleuten und Institutionen, die auf die Problemlagen mit Initiativen und Projekten reagieren und sich um Abhilfe kümmern. Den Mittelpunkt des Netzwerks bilden das Stadtteilforum Linden-Süd, gegründet im Jahr 2000, mit seinen Arbeitsgruppen „Wohnumfeld“ und „Kinder und Jugend“ und das Quartiersmanagement.

Linden-Süd ist ein junger Stadtteil mit überdurchschnittlich vielen Kindern und Jugendlichen. Neben den vielen Jugendeinrichtungen bietet der Jugend- und Kinderkultursommer kreative Mitmachmöglichkeiten und die Chance, sich im Stadtteil zu präsentieren.

Auf der Deisterstrasse haben sich kleine aber feine Geschäfte, Büros und Cafés etabliert, die mit ihren vielfältigen Angeboten die Strasse beleben. So ist die Aufenthaltsqualität auf dieser stark befahrenen Straße stark gestiegen. Geschäftsleute und AnwohnerInnen haben sich im Deisterkiez e.V. zu einer Standortgemeinschaft zusammen geschlossen und organisieren jedes Jahr Straßenfeste und verkaufsoffene Sonntage mit kulturellen und gastronomischen Angeboten.

Auf der Industriebrache im ehemaligen Gelände der Fleischfabrik Ahrberg ist ein moderner Komplex von Arbeits- und Wohnraum entstanden, der die Qualität im Stadtteil aufwertet. Auch das Gelände der ehemaligen Egestorffschen Maschinenfabrik – später HANOMAG – ist ein Beispiel für gelungene Umnutzung einer Industriebrache. Hier haben sich in neuester Zeit ein Zweiradhändler sowie ein großes Servicecenter der Telekom angesiedelt. Die Nutzung weiterer verbliebener Industriegebäude/-fassaden für Handel, Wohnen und Gastronomie ist in Planung bzw. Bau.

Die Geschichte des Stadtteils

Das heutige Linden entsteht im Laufe des 19. Jahrhunderts aus einem kleinen Bauerndorf vor den Toren der Residenzstadt Hannover. Innerhalb weniger Jahrzehnte wächst es zu einer bedeutenden Industrie- und Arbeiterstadt. Eine Voraussetzung für die rapide Industrieentwicklung ist eine stetig wachsende Anzahl verfügbarer Arbeitskräfte – die Einwohnerzahl steigt rapide an. Im Jahr 1875 ist die Zahl auf bereits auf ca. 21.000 angestiegen. Während sich in Linden-Nord überwiegend Betriebe der Textilverarbeitung niederlassen, stehen in Linden-Süd Großbetriebe der Schwerindustrie. Die größte Werkssiedlung seiner Zeit in ganz Deutschland läßt 1969/70 Henry Bethel Strousberg errichten, seit 1868 Besitzer der Egestorffschen Maschinenfabrik. An der Göttinger Strasse entstehen 144 Häuser mit 228 Wohnungen, die im Volksmund wegen der geschäftlichen Verbindungen Strousbergs zur rumänischen Staatseisenbahn „Klein Rumänien“ genannt werden.

1885 wird aus dem ehemaligen Dorf die Industriestadt Linden mit eigenem Rathaus an der Deisterstraße. 1920, die Stadt hat inzwischen ca. 83.000 EinwohnerInnen, wird Linden aus eigenem Wunsch in Hannover eingemeindet, behält aber seinen Charakter als „Arbeiterquartier“ bei. Bis in die 1960er Jahre werden Arbeitskräfte aus ganz Europa für die Industriebetriebe angeworben, vor allem aus Spanien und Portugal. Sie eröffnen Lokale und Läden in Linden-Süd und geben ihm ein Gepräge als „Iberisches Viertel“, das heute noch in Ansätzen vorhanden ist. Gleichzeitig allerdings geht das Industriezeitalter in Linden zur Neige, viele Betriebe schließen, die Bevölkerung wandert ab. Das ist nicht zuletzt der veralteten Bausubstanz der Wohnhäuser geschuldet, die Wohnqualität sinkt rapide.

1972 beginnt die Sanierung des Stadtteils. Die Stadtverwaltung Hannover sucht nach Lösungen, die nicht gegen, sondern möglichst mit der Bevölkerung umgesetzt werden können. Die UBI, die Unabhängige Bürgerinitiative Linden-Süd, wird gegründet,und es wird ein Architekt als Anwaltsplaner eingesetzt, der in fachkundiger wie geduldiger Arbeit die Ideen und Wünsche der Bewohnerschaft in konkrete Pläne umsetzt: ein zeitaufwendiger und konfliktreicher Prozess, der aber, wie das Ergebnis zeigt, sich gelohnt hat.

Nach Beendigung der Sanierung 1990 enden auch die Initiativen zur Bürgerbeteiligung und die Gemeinwesenarbeit wird abgezogen. Die Probleme im Stadtteil aber wachsen und sorgen oft für schlechte Presse. Im Jahr 1999 gründet das Kulturamt der Stadt Hannover mit den Einrichtungen im Stadtteil das Projekt FLIP 2000, das Fantastische Linden-Projekt, um mit den Mitteln der Kultur Probleme gemeinsam anzugehen und das vorhandene Potenzial sichtbar zu machen. Im Frühjahr 2000 organisiert die SPD eine „Stadtteilwerkstatt„, um Problemlösungen zu erarbeiten, aus der u.a. das Stadtteilforum Linden-Süd hervorgeht.

Zur Geschichte Ganz-Lindens siehe chronologische Aufzeichnung ab Jahr 1100: Linden-Entdecken  –  Stadtteilinfos  –  Geschichte (http://www.linden-entdecken.de/impressionen/lindener-geschichte.htm)